Landsberg im 20. Jahrhundert

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Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert - Stationen und Ziele

Damit Sie sich ein umfassendes Bild über unser Engagement machen können, haben wir Ihnen wichtige Stationen und Presseberichte über die Arbeit der Bürgervereinigung zusammengestellt.

1983/84

Die Schülergruppe unter Leitung des bayerischen Gymnasiallehrers Anton Posset erhält für Ihre Arbeit über das KZ-Kommando Kaufering und das Rüstungsprojekt Ringeltaube aus der Hand von Bundespräsident Carstens den 1. Preis im Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsident. Zuvor hatte Anton Posset bereits sechs Schülerarbeiten in diesem Wettbewerb betreut und wurde seit 1976 wiederholt mit hohen Preisen auf nationaler Ebene bedacht.

Der bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß regt mit Schreiben vom 15.10.1983 die Gründung der Bürgervereinigung an, die sich um den Denkmalschutz und den Erhalt der Überreste des ehemaligen Konzentrationslagers Kaufering VII kümmern soll, "dass junge Menschen sich mit Erscheinungen der Verganegenheit befassen, die erkennen lassen, zu welch entsetzlichen Verirrungen es führen kann, wenn der blinde Glaube an ein vermeintlich gutes Ziel Mittel und Wege dorthin aus den Augen verlieren lässt." Diese Aufgabe, die sich die Bürgervereinigung bei ihrer Gründung am 9.11.1983 gestellt hat, hat bis heute nichts an Aktualität verloren.

Seit 1984 belebt die Bürgervereinigung eine Landsberger Tradition aus der Weimarer Republik und hält am Jahrestag des Inkrafttretens des Grundgesetzes Verfassungsfeiern ab, zu denen bedeutende Politiker als Redner gewonnen werden konnten, darunter Bundestagsvizepräsident Kurt Westphal, Bundesministerin a.D. Dr. Hildegard Hamm-Brücher oder der Bundesverfassungsrichter Martin Hirsch.

Seit 1984 gedenkt die Bürgervereinigung auf dem Boden des KZ-Kommandos Kaufering VII alljährlich am 9. November der Reichspogromnacht und am 27. April der Befreiung der 11 jüdischen KZ-Lager um Landsberg durch amerikanische und französische Truppen.

1985/86

Der über 40köpfige Ron-Chor aus Petach Tikva, der Stadt David Ben Gurions, besucht 1984 auf Einladung der Bürgervereinigung Landsberg und gibt mehrere Konzerte. Die Sänger werden in den Familien der Vereinsmitglieder aufgenommen und untergebracht.
Der Gegenbesuch in Petach Tikva erfolgt mit 20 Mitgliedern der Bürgervereinigung im darauf folgenden Jahr. Bei diesem Israelbesuch werden die ersten Forschungsergebnisse in Yad Vashem an die Archive übergeben. Anton Posset erhält für seine Verdienste die Staatsmedaille der Knesset.

1988

Die Bürgervereinigung erwirbt einen Teil des Geländes des ehemaligen Konzentrationslagers Kaufering VII mit den noch bestehenden Erdbunkern des Frauenlagers. Das gesamte Gelände wird in ehrenamtlicher Tätigkeit der Mitglieder gereinigt, vom Wohlstandsmüll gesäubert und in einen würdigen Zustand versetzt. Viele Fundamentreste werden zum ersten Mal seit 40 Jahren mit Schülern des Ignaz-Kögler-Gymnasiums frei gelegt und sichtbar gemacht.

1989

Mitglieder der Bürgervereinigung errichten das erste Holocaustdenkmal der Bundesrepublik auf diesem Gelände.

1990

Anton Posset besucht auf Einladung von Überlebenden des KZ-Kommandos Kaufering Israel. Zu dieser Zeit wurde Israel von Saddam Hussein mit Raketen beschossen - für Anton Posset war diese Reise in dieser Situation auch eine bewusste Solidaritätsbekundung mit Israel. Er zeigt dort die Ausstellung "Das Ende des Holocaust in Bayern" im Diaspora-Museum Beit Hatefuthsot in Tel Aviv. Vor 400 Zuhörern hält er einen in der israelischen Presse viel beachteten Vortrag über das KZ-Kommando Kaufering.

Im Rahmen dieses Besuchs wird auch die Bürgervereinigung der Überlebenden von Kaufering in Israel gegründet. Welche Bedeutung sein Besuch hatte, belegt der Eintrag eines litauischen Überlebenden in Possets Gästebuch.

In Würdigung seiner Arbeit erhält Anton Posset in Anwesenheit eines deutschen Botschaftsrates in Jerusalem am 9. September 1990 aus der Hand des Vorsitzenden von Yad Vashem Itzak Arat den sechsarmigen Yad-Vashem-Leuchter, die höchste Auszeichnung, die die Gedenkstätte an einen Nachgeborenen verleihen kann.

Im Dokumentationszentrum von Yad Vashem wird eine einstündige Zeitzeugenaufzeichnung mit Posset erstellt. Dazu kommt die Zusammenarbeit mit der Holocaustforscherin Dina Porat.

1993

Die Bürgervereinigung beginnt mit der Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse in den "Themenheften Landsberger Zeitgeschichte", die sich weltweit großer Beachtung erfreuen. Bisher sind sechs Hefte erschienen.

1994

Der Präsident der israelischen Knesset Dov Shilansky, ein Überlebender des KZ-Kommandos Kaufering bezeichnet Anton Posset als jemand, "der Deutschland aus der Tiefe zum Weg des Lichts verhelfen kann. Wenn Deutschland wirklich etwas bereute und gutmachen wollte, was geschehen ist, müsste man ihn auf Händen tragen." Seine Meinung bildete sich Shilansky aus den zahlreichen Artikeln, die über Posset erschienen sind.
1995 Die "Europäische Holocastgedenkstätte Kaufering VII" wird geschaffen. Anlässlich des 50. Jahrestages der Befreiung werden in Gegenwart zahlreicher Persönlichkeiten aus Bayern die ersten Gedensteine von europäischen Staatsoberhäuptern errichtet. Bis heute wurden insgesamt acht Gedenksteine aufgestellt - aus sieben europäischen Ländern und einer von den amerikanischen und französischen Befreiern. Die Errichtung des polnischen Gedenksteins von Staatspräsident Kwasnieski erfolgte in Anwesenheit einer Ministerin aus dem polnischen Präsidialamt und des Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, Prof. Dr. Simon Snopkowski statt.

Am 2. Mai bringt die Bürgervereinigung auf dem Fliegerhorst Penzing an der Stelle, wo sich das KZ-Kommando Landsberg mit 300 inhaftierten französische Widerstandskämpfer befand, eine Gedenktafel an und führt in Anwesenheit zahlreicher ehemaliger französischer Widerstandskämpfer eine auch in Frankreich viel beachtete Gedenkfeier durch.

Auf Einladung des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber nimmt die Vorstandschaft der Bürgervereinigung an der zentralen bayerischen Gedenkfeier zum Jahrestag der Befreiung und Kapitulation am 8. Mai in Aschaffenburg teil.

1996

Durch die Aktivitäten der Bürgervereinigung wird die Auschwitz-Überlebende Chava Mendel auf den Verein aufmerksam und bittet ihn um Hilfe bei der Suche nach Spuren ihres Vater, die sich im KZ-Kommando Kaufering verlieren. In mühevoller Kleinarbeit und nach umfangreichen Recherchen findet die Bürgervereinung das Grab des Vaters dieser Überlebenden.

2000

Amerikanische und französische Veteranen, Angehörige der Einheiten, die die Landsberger Konzentrationslager befreiten, errichten in Anwesenheit zahlreicher Überlebender einen Gedenkstein auf der "Europäischen Holocaustgedenkstätte Kaufering VII". Dabei erklingen die Nationalhymnen beider Länder.

Zur gleichen Zeit beginnt die Zusammenarbeit mit dem Team der Regisseure/ Produzenten Steven Spielberg und Tom Hanks für den zehnteiligen Fernsehfilm "Band of Brothers". Anhand von Material der Bürgervereinigung kann für die Dreharbeiten in England ein Konzentrationsaußenlager nachgebaut werden, in dem die Befreiung des jüdischen KZ-Kommandos Kaufering dargestellt werden soll.
Von 1982 bis 2000 führte die Bürgervereinigung jährlich zwei Gedenkveranstaltungen auf der Gedenkstätte Kauferiing VII durch - am 27. April zur Befreiung der Lager und 9. November zur Reichspogromnacht, dem Beginn der systematischen Judenverfolgung.


Seit 1990 werden auch jährlich Gedenkfeiern und Führungen am 3. Oktober, zum "Tag der Deutschen Einheit" angeboten.

Seit 1984 wurden zehn Jahre lang Veranstaltungen zur Woche der Brüderlichkeit durchgeführt, wie auch zum Verfassungstag am 25. Mai.

Unter der ehrenamtlichen Führung des Vorstands und des 1. Vorsitzenden Anton Posset haben Mitglieder mehrere Tausend Arbeitsstunden auf dem Grundstück des ehemaligen KZ-Geländes geleistet. Von der Würde des Ortes konnte sich im November der Beamte des Kultusministeriums überzeugen und hat dies auch in einer Besuchsnotiz festgehalten.

Ab 2001 will die Bürgervereinigung um die Ausgestaltung des Gräberfeldes bemühen, wie sie der Entwurf für die "Europäische Holocaustgedenkstätte Kaufering VII" einer Berliner Landschaftsarchitektengruppe vorsieht.

Daneben haben Vorstand und Mitglieder der Bürgervereinigung mehrere Tausend Besucher an die Stätten des KZ-Kommandos Kaufering geführt: Überlebende und deren Nachkommen, Schulklassen aus ganz Bayern, Gruppen der Bundeswehr, Vertreter von Vereinen und Verbänden und der politischen Parteien in Bayern, Landtagsabgeordnete und Mitglieder des Bundestages.

All diese Leistungen, von denen wir hier nur einen Ausschnitt darstellen können, wurden ohne öffentliche Mittel, allein aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert und durch das ehrenamtlich Engagement der Mitglieder ermöglicht.

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